„Er hat mich gesandt, den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen Befreiung zuzusagen und den Blinden das Augenlicht…“ Lukas 4,18
Dieses Wort aus dem Evangelium seiner Primiz hat Pfarrer Josef Otter sein Leben lang bis in die Elendshütten Kolumbiens begleitet.
Er wurde 1944 in Haibach bei Aschaffenburg geboren. Nach dem Abitur in Aschaffenburg studierte er in Würzburg Theologie, dabei beeinflusste ihn besonders Roger Schutz mit seiner ökumenischen Ordensgemeinschaft in Taizé.
Ab 1969 wirkte er als Kaplan an verschiedenen Orten. 1973 hörte er von dem Hilferuf von Bischof Gregorio Garavito aus Villavicencio, der dringend Priester für seine Diözese benötigte. Niemand wollte in die Llanos, die weiten Ebenen Kolumbiens gehen, weil dort Hitze und Malaria das Leben schwermachten, weil in einem grausamen Bürgerkrieg jährlich 30.000 Menschen umkamen. Aber er fasste den Entschluss: „Hier werde ich gebraucht.“ Bereits bei seinem ersten Aufenthalt in Kolumbien, der fünf Jahre dauern sollte, legte er zusammen mit B. Gregorio, die Grundsteine für den Weg der Hoffnung.
1978 ging er nach Deutschland zurück und wurde Seelsorger in Aschaffenburg-Nilkheim.
Ab 1987 wurde es Pfr. Otter oder Padre José, wie man ihn in Kolumbien nannte, erneut erlaubt, als Missionar nach Kolumbien zu gehen. Auch bei diesem Aufenthalt konnte er die Armut der Menschen und besonders der Kinder nicht so einfach hinnehmen. Gemeinsam mit seinem Freund und Bischof Monseñor Gregorio baute er verschiedene soziale Einrichtungen auf. Kindertagesstätten, Jugendbauernhof, Projektarbeiten und medizinische Einrichtungen folgten.
1995 ging es wieder in die Diözese Würzburg zurück und er übernahm die Pfarrei St. Margaretha in Mainaschaff. Hier verstand er es immer wieder mit seiner positiven Ausstrahlung und seinem wahrhaftigen Glaubenszeugnis die Menschen für seine Arbeit in Kolumbien zu begeistern.
2003 verlieh ihm Bundespräsident Rau für seine Leistungen in Kolumbien den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bescheiden, wie er war, nahm er ihn für alle Mitarbeiter des Wegs der Hoffnung dankbar an.
Bis in die letzten Wochen seines Lebens begleitete er die Hilfsprojekte. Im April 2006 verstarb er viel zu früh mit 62 Jahren.